Erst kürzlich hat der Vorsitzende des Rheingauer Jägerverbandes Werner Schütz im Wiesbadener Kurier erklärt, man habe den Schwarzwildbestand unter Kontrolle. Wie sehr das krasses Jägerlatein ist, beweist der Blick in die Bilderdokumentation zu den Wildschäden in der Rauenthaler Gemarkung.
Die Wildschweine haben in den letzten Monaten in unserer Gemarkung Grünlandflächen und Wanderwege in einem Ausmaß aufgebrochen, wie wir es bisher noch nicht gekannt haben. Eine Landschaftskatastrophe!
Den Traditionsverein Rauenthal kann das nicht kalt lassen: Er hat nach Auflösung der Umweltstiftung Günter Brack Stiftung nach dem Motto „Landschaft ist Heimat“ auch die Verantwortung für Erhalt und Pflege der Landschaft übernommen. Der Traditionsverein muss daher auch darauf aufmerksam machen, dass auf den betroffenen Grünlandflächen Dauerschäden eintreten. Die Jäger verkennen im Allgemeinen, dass die Schäden auf dem Grünland nicht wieder gut zu machen(irreversibel) sind. Die aufgebrochenen Grasnarben sind ideale Saatflächen für Unkräuter wie Brenneseln, Brombeeren, Ackerkratzdiestel (giftig) die die einheimischen Grasarten verdrängen. Der Prozess beschleunigt sich von Jahr zu Jahr, weil die Flächen immer wieder neu aufgebrochen werden.
Korrektur:
Eine Ausbreitung der Ackerkratzdistel durch Schwarzwild ist nicht bekannt; sie wird aber z.B. durch Rodungsmaßnahmen und Beweidung gefördert (Deutscher Verband für Landschaftspflege: Hinweise zur
Biotop- und Landschaftspflege). Sie ist unerwünscht, aber nicht giftig und wird u.a. als Heilmittel verwendet (Quelle: Scherf, Gertrud (2006): Wildpflanzen neu entdecken, München: BLV
Buchverlag)
Eine Neuansaat kann auch nicht heilen, weil wegen des Fehlens einheimischen Saatgutes nur ungarische Herkünfte zum Zuge kommen. Die Folge: Ökologische Verluste durch die Artenverarmung auf dem Grünland.
Weit schlimmer noch, dass auf Grünland an Hanglagen die Aufbrüche mit tiefen Löchern
liegen bleiben und sich dort beschleunigt Brombeeren und Gehölzaufwuchs einstellen.
Die Folge: Uns gehen landschaftlich besonders schöne Biotope die teils in den vergangenen Jahren erst rekultiviert worden sind, unwiederbringlich verloren.
Gerade das muss unbedingt vermieden werden!!
Der Traditionsverein appelliert mit Nachdruck an alle Verantwortlichen und damit vor allem an die hiesigen Jagpächter ihrer Verantwortung gerecht zu werden, um den Schwarzwildbestand tatsächlich unter Kontrolle zu bringen.
Ergänzung:
Alle „hiesigen Jagdpächter“ werden ihrer Verantwortung sehr wohl gerecht. Eine echte „Kontrolle“ des Schwarzwildbestandes ist mit jagdlichen Methoden derzeit nicht erreichbar, siehe oben; eine Reduzierung sehr wohl und die wird auch erreicht, siehe Streckenzahlen.
Der Rauenthaler Traditionsverein wird sich in Kürze zusammen mit dem Jagdpächter Dr. Nik Wagner am runden Tisch zu eingem Gespräch treffen. Gemeinsam möchten wir das Problem der Wildschweinpopulation angehen!